…was du draus machst
Wirklich überraschend war es nicht, dass wir das Jahr 2021 mit den meisten unserer Schüler im Fernunterricht beginnen würden und so lief der Auftakt in diese neue Homeschooling Phase an der Steinbeis GMS weitgehend reibungslos. Wir konnten die Erfahrungen aus dem ersten Lockdown nutzen und unser Konzept entsprechend überarbeiten. Einen der anfänglichen Stolpersteine – die vergessenen Passwörter für MS Teams – kann nun der Klassenlehrer zurücksetzen. Leihverträge für Leihpads wurden ausgearbeitet und virtuelle Methoden wie Arbeiten in Gruppenräume erprobt und optimiert.
Fernunterricht folgt anderen Gesetzen als Präsenzunterricht und wir sind als Lehrer nun ganz stark auch wieder in der Rolle des Lernenden, denn Fernunterricht haben wir ja so nicht gelernt. Wie bereits im ersten Lockdown ist ein kreativer Forschergeist in unser Lehrerkollegium eingezogen. Während wir mit unserer ersten digitalen Lernplattform vor Jahren kläglich gescheitert sind, hat uns der Lockdown keine andere Möglichkeit gelassen, als uns mit den verfügbaren Möglichkeiten auseinanderzusetzen. Glücklicherweise haben wir von Anfang an auf Teams gesetzt und damit ein funktionierendes Werkzeug an der Hand, das darüber hinaus den Schülern die Möglichkeit bietet, kostenfrei mit dem gesamten MS Office-Paket zu arbeiten.
Im Lehrerchat auf Teams laufen immer wieder die Drähte heiß, weil jemand ein neues digitales Tool entdeckt hat, mit dem sich motivierende Aufgabenformate erstellen lassen oder aber weil auch wir die Hilfe des Schwarmwissens brauchen um alles am Laufen zu halten. Nie zuvor haben wir gemeinsam so viel gelernt und so vernetzt gearbeitet.
Während im Land viel gejammert wird wegen des Fernunterrichts, vieles nicht läuft und viele es einfach nur doof finden, sehen wir neben allen Schwierigkeiten auch die Chancen, die in dieser neuen Arbeitsweise liegen. „Learning bei doing“ trifft nun Schüler und Lehrer gleichermaßen – im Netz sind wir alle Lernende und können unseren Schülern auf neue Weise begegnen. Die Lehrer sind für die Schüler auf neue Art und Weise sehr präsent und ansprechbar. Seit Beginn des ersten Lockdowns sind wir trotz des Lernens auf Distanz ein Stückchen näher zusammengerückt, kommunizieren und kollaborieren viel und intensiv und haben auf neue Weise unsere Schüler im Blick. Wir pauken beispielsweise Mathe und Englisch in virtuellen Gruppenräumen, zu denen sich der Lehrer hinzuschalten kann und erleben ebenso, dass gerade den Abschlussschülern verstärkt bewusst wird, wie wichtig ihre Lehrer für sie sind. Präsenzunterricht ist momentan ein Privileg und so wird unser Angebot für die Abschlussklassen vor Ort von den Schülern auch empfunden und entsprechend wertgeschätzt.
Logischerweise fällt es auch bei uns nicht allen Schülern leicht, sich zu Hause zu disziplinieren und den Weg zum Fernunterricht zu finden. Meist klappt es spätestens, wenn die Lehrkraft anruft und mit Nachdruck Wecker spielt. Eine neue Servicedienstleistung der Lehrkräfte, die zum Glück die Mehrheit der Kinder nicht braucht. Durch die direkte Verbindung in der Plattform Teams hat auch das Coaching einzelner Schüler eine neue Dimension bekommen. Die aktuelle Schülergeneration schätzt wie jede andere auch persönliche Kontakte, ist es aber gewohnt, digital zu kommunizieren und viele nutzen gerne die neu angebotenen Kontaktmöglichkeiten mit Lehrkräften und Klassenkameraden.
Wir sind froh, dass sich unser Kollegium bereitwillig auf den Weg ins neue Zeitalter gemacht hat und sich auch in der Grundschule – wo immer möglich – auf den digitalen Weg des Fernunterrichts einlässt um die Möglichkeiten zu erproben, mit denen wir unsere Schüler und deren Eltern in dieser schwierigen Zeit unterstützen können. Zukunft ist, was wir draus machen!